Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dass die Formulierung auf den Schildern ein Knackpunkt sein könnte?
Persönlich bin ich der Meinung, dass Mitteilungen wie „Benutzen Sie Ihr Handtuch ein weiteres Mal – der Umwelt zuliebe!“ sehr nervig und unrealistisch sind. Als ob man die Erde retten könnte, indem man sein Handtuch ein weiteres Mal verwendet. Wenn es doch nur so leicht wäre! Ich dachte mir, formulieren wir doch eine Botschaft mit Ansporn. Eine Mitteilung etwa, die dem Gast gegenüber ehrlich ist und gleichzeitig eine größere Wirksamkeit erzielt. Ich habe begonnen, Fachliteratur zu durchforsten und herausgefunden, dass es viele Studien dazu gibt, wie man durch Kommunikation überzeugt. Nicht nur ganz im Allgemeinen, sondern auch konkret im Tourismus und sogar bei der Verwendung von Handtüchern. Aber es schien eine Lücke in der Fachliteratur zu geben: Als Wirkungsfaktoren hatte man bisher weder unsere eigenen Angewohnheiten noch die animierende Kraft von Humor und Spaß betrachtet. Also habe ich mir ein Experiment überlegt, um das selbst zu untersuchen.
Haben die Ergebnisse Sie überrascht?
Jein. Unterschiede habe ich schon erwartet, aber mich hat die erhebliche Auswirkung der jeweiligen Tonlagen überrascht. Auch wenn man im Urlaub ist, will man sich in mancher Hinsicht wie zuhause fühlen. Während der Befragung der Gäste habe ich herausgefunden, dass der durchschnittliche Gast sein eigenes Handtuch drei bis vier Tage verwendet. Also habe ich mir sogar schon vor der Auswertung der Daten gute Ergebnisse von der Mitteilung erhofft, die auf Gewohnheiten anspielt. Dass die scherzhafte Mitteilung nicht so toll funktionierte, ist vielleicht auf meinen mangelnden Sinn für Humor zurückzuführen. Aber es gibt auch bessere Erklärungen: Was der eine lustig findet, wirkt auf den anderen ganz anders. Kulturen spielen vielleicht eine Rolle. Und wenn der Witz nicht ankommt, kann er nicht wirksam sein. Ich bin mir sicher, dass Humor auch etwas bewegen kann, aber wir haben (noch) nicht die richtige Formulierung gefunden.
Was passiert mit den Ergebnissen Ihrer Studie? Sollen die alten Mitteilungen bald durch neue ersetzt werden?
Ich bin mit TUI Hotels & Resorts in Kontakt, um das Experiment auf mehrere Hotels auszuweiten. Dann testen wir es in einem längeren Zeitraum, in unterschiedlichen Umgebungen, mit unterschiedlichen Konzepten und bei unterschiedlichen Kategorien von Gästen. Die Hotels werden bestimmt ihre Mitteilungen anpassen, wenn wir dann wieder ähnliche Ergebnisse erzielen. Das wäre schließlich schlau. Die Investition in neue Mitteilungen kostet einem Hotel vielleicht ein paar Hundert Euro, aber das rentiert sich bereits in wenigen Wochen. Und das ist lediglich der finanzielle Aspekt. Gehen finanzielle Ziele und Nachhaltigkeit Hand in Hand? Ja. Wenn man die Ergebnisse dieser Studie auf alle TUI Hotels & Resorts ausweiten würde, könnten mehr als 17 Millionen Liter Wasser und über 400.000 kWh Energie gespart werden. Ein erheblicher Umweltschutz zusätzlich zu den finanziellen Einsparungen.
Wieso ist Nachhaltigkeit für Sie eine solche Herzensangelegenheit?
Nachdem ich als Reiseverkehrskaufmann gearbeitet habe, wechselte ich 2011 meinen Arbeitsplatz und befand mich in den Niederlanden im Nachhaltigkeitsteam. Während meiner Arbeit im Reisebüro und meiner eigenen Reisen begann ich, über die Auswirkungen von Tourismus nachzudenken, im negativen wie auch im positiven Sinne. Wenn man den Tourismus vom Zielgebiet aus betrachtet, schärft sich das Bewusstsein für die Auswirkungen. Schließlich muss man sich vor Augen führen, dass jedes Reiseziel der Welt für jemanden auch ein Zuhause ist. Ich bin mir nach wie vor sicher, dass wir durch nachhaltigeres Wirtschaften auch die positiven Auswirkungen von Tourismus verstärken können. Es gibt keinerlei Gründe, die dagegensprechen. Wir möchten alle, dass unser Betrieb erfolgreich ist und auch, dass wir auf einem sicheren, gesunden Planeten leben können. Und wir müssen bedenken, dass es keinen Plan(eten) B gibt, also müssen wir gut auf ihn aufpassen. Um unseren Kunden weiterhin die besten Urlaubserlebnisse bieten zu können und um die Welt zu einem besseren Ort zu machen, halten wir uns an die Strategie „Better Holidays, Better World“. Unsere heutigen Entscheidungen prägen die Welt von morgen. Also sollten wir die richtigen Entscheidungen treffen.
Was könnten die nächsten Ziele in Sachen Nachhaltigkeit sein – und was interessiert Sie persönlich besonders?
Wo soll ich anfangen? Zunächst sollten wir auf alle Fälle die Ziele unserer „Better Holidays, Better World“-Strategie bis 2020 umsetzen. Um diese zu erreichen, müssen sich alle Kollegen damit auseinandersetzen. Aber wenn ich mir ein Thema aussuchen dürfte, dann die Energie. Es gibt schon jetzt so viele Initiativen und Technologien, und bald kommen mehr dazu. Überall liegt Potenzial für die nächsten Schritte: Der Biokraftstoff gewinnt in der Luftfahrt an Bedeutung, der Solarstrom wird immer preiswerter und bietet sich in unseren sonnigen Zielländern gut an. Zusammen mit meinen Kollegen und den Nachhaltigkeitsteams der ganzen TUI Group arbeiten wir hart daran, unsere Nachhaltigkeitsstrategie voranzubringen. Und ich bin mir sicher, dass wir auch weiterhin unsere Arbeit verbessern werden.