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Kurs Nehmen

Moritz Schaefer steht auf der Schiffs­brücke in 30 Metern Höhe und schaut auf die Kieler Förde. Wo andere Urlaub machen, wird er zum Nautischen Offiziersassistenten ausgebildet. Seit er im finnischen Turku an Bord der Mein Schiff 6 gegangen ist, hat er die Meere zwischen Nordkap und St. Petersburg befahren.

„Eine typisch nautische Vorgeschichte habe ich eigentlich nicht“, sagt Moritz. Seine Uniform sitzt perfekt und strahlt blütenweiß, vom Hemdkragen bis zu den Schuhen. „Aber ich wollte etwas von der Welt sehen, in einem internationalen Team arbeiten und mein technisches Interesse einbringen können.“

Dass ihm die Liebe zum Meer schon in die Wiege gelegt wurde, kann trotzdem sein: Der 23-Jährige ist in Norddeutschland aufgewachsen, in Westerstede bei Oldenburg, bis zur Nordsee ist es von dort aus nicht weit. Seit September 2014 studiert er Nautik an der Seefahrtsschule in Leer, mit dem Ziel, nach acht Semestern ein Offizierspatent zu erwerben. Dafür muss er auch 52 Wochen auf See verbringen. Seine Jungfernfahrt hat Moritz bereits auf einem Frachtschiff für Schwerguttransporte absolviert – nun lernt er die Kreuzfahrtbranche kennen.

An Bord

52 Wochen auf See

Kompromissbereitschaft und Pflichtbewusstsein

Die Mein Schiff 6 ist das jüngste Mitglied der Wohlfühlflotte von TUI Cruises. Rund 1.000 Frauen und Männer aus 59 Nationen sorgen hier für das Wohl der mehr als 2.500 Passagiere. „Gearbeitet wird sieben Tage die Woche. Bis zu zehn Stunden – je nach Einsatzbereich“, betont der angehende Seemann Moritz. Man müsse sich darauf einstellen, lange Zeit von Familie und Freunden getrennt zu sein. Ebenso wichtig seien Kompromissbereitschaft, Disziplin und Pflichtbewusstsein, um auf so einem großen Schiff arbeiten zu können.

„Sicherheit wird bei TUI Cruises großgeschrieben“, ergänzt Kapitän Todd Burgman, der auf fast allen Schiffen der Mein-Schiff-Flotte unterwegs war. „Nagelneue Schiffe einfahren, Audits und Inspektionen vorbereiten, Maschinen und Messgeräte einstellen – all das ist eine große Herausforderung.“ Während Kapitän Burgman seit nunmehr 20 Jahren auf den Weltmeeren navigiert, steht Moritz noch am Anfang seiner Zukunft auf See.

Herausforderungen im Bordalltag

Um die Vielfältigkeit von Leben und Arbeit an Bord kennenzulernen, wird Moritz in vielen Bereichen eingesetzt: im Maschinenraum, im Housekeeping, bei Wartung und Instandhaltung. Er erhält Einblicke in die Aufgaben des Umwelt- und des Sicherheitsoffiziers sowie in die Arbeit auf der Brücke, wo er zusammen mit weiteren Crewmitgliedern schon einige Wachdienste absolviert hat. Mit der Nock , die sich auf der Steuerbord- und auf der Backbordseite befindet, ist er mittlerweile gut vertraut. „Über die Bug- und Heckstrahlruder können wir Querkräfte auf das Schiff bringen – und es so sicher und kontrolliert an- und ablegen.“ Steuern darf der Offiziersassistent allerdings erst, wenn er das entsprechende Patent erworben hat. Dann wird Moritz selbst an der Mittelkonsole stehen, die sich im Zentrum der Brücke befindet. Mit einer Radaranlage, diversen Messinstrumenten und einem winzigen Joystick, mit dem der fast 300 Meter lange Ozeanriese später aus der Kieler Förde hinaus und schließlich auf See manö­vriert wird.

Eine sorgfältige Übergabe ist das A und O: Damit die Brücke Tag und Nacht bewacht ist, arbeitet die Crew in Schichten zu jeweils vier Stunden.

„Das Frachtschiff bei meiner Jungfernfahrt war mit 130 Metern sehr viel kürzer, wodurch wir viele kleine Häfen anfahren konnten. Das hat mir gut gefallen.“ Aber sechs Monate mit 16 Leuten auf engstem Raum zu verbringen, sei auch eine echte Herausforderung. „Wenn da einer schlecht gelaunt ist, überträgt sich das auf die gesamte Besatzung.“ Auf einem Kreuzfahrtschiff hingegen könne man die freie Zeit miteinander verbringen, aber auch für sich bleiben. Durch das Wohnkonzept der Single Share Cabins belegt der Offiziersanwärter seine Innenkabine allein und teilt sich ein Bad mit dem Nachbarn. Für die gemeinsame Freizeit stehen der Besatzung ein Fitness-­Studio, ein Sonnendeck, die Kantine, ein Café und eine Bar zur Verfügung. Für Moritz bleibt es hier aber bei einer Cola: Offiziere dürfen acht Stunden vor Dienstbeginn keinen Alkohol trinken. Safety first.

An Land

8 Semester Nautische Hochschule

Moritz ist nicht der einzige TUI-Cruises-Kadett, der in Leer studiert: Auch drei seiner Kommilitonen haben auf Schiffen der Wohlfühlflotte angeheuert. An Land büffeln sie zusammen für Fächer wie Schiffs- und Ladungstechnik.

Vier Streifen sind das Ziel

Moritz hat seine Berufswahl keinen Tag bereut. Auch wenn der Bord­alltag auf einem Kreuzfahrtschiff stark reglementiert ist. „Aber ich find’s toll, wenn wir Probleme von vornherein vermeiden, indem wir uns an Vorschriften halten“, erklärt er. Seinen Traumjob auf einem Traumschiff zu finden und nach dem Studium bei TUI Cruises anzuheuern, wäre ganz nach seinem Geschmack.

Bis dahin muss er noch zwei Semester an der Seefahrtsschule Leer absolvieren. Mit rund 450 Studenten ist sie der kleinere Standort der Hochschule Emden-Leer. Er befindet sich in einem traditionellen Backsteingemäuer mit Campus, Rasenfläche und Bänken. Vor dem Gebäude, ganz im Geist der Zunft: eine Backbordtonne , auf die die GPS-Daten der Schule geschweißt wurden. „Wir waren 64 Studienanfänger, jetzt, im sechsten Semester, sind wir weniger“, erzählt Moritz. Das Leben auf See sei nicht jedermanns Sache. Mathe und Physik, insbesondere Thermodynamik, hätten es in sich. Moritz begeistern vor allem praktische Fächer. „Alles, was im Simulator stattfindet. Radartechnik, elektronische Seekartensysteme, Funktechnik.“ Kein Wunder – die Hochschule ist bestens ausgestattet. „Es gibt einen Arbeitsraum mit fünf Brückensystemen. Dort kann man alles einspielen: Anlegemanöver, schwierige Verkehrssituationen und sogar einen heftigen Sturm.“

Ab 2018 könnte Moritz sein Patent als Wachoffizier in den Händen halten. Dann hätte er anderthalb Streifen auf den Schultern. Vier sind das erklärte Ziel – und eine erfolgreiche Karriere auf See, wie die von Kapitän Burgman. Und was, wenn seine Familie ihn braucht? „Mit mehrjähriger Erfahrung als Kapitän könnte ich als Lotse anheuern. In der Nähe meiner Lieben.“ Ein guter Plan. Moritz Schaefer hat Kurs aufgenommen.

3 Fragen an

Elke Eller Mitglied des Vorstands Personal, Arbeitsdirektorin der TUI Group

»Vom Blockchain-Experten über Digital-Marketing-Analysten bis hin zum Risk-Manager – wir suchen verstärkt außerhalb klassischer Touristikberufe.«

»Vom Blockchain-Experten über Digital-Marketing-Analysten bis hin zum Risk-Manager – wir suchen verstärkt außerhalb klassischer Touristikberufe.«

NameElke Eller PositionMitglied des Vorstandes, Arbeits­direktorin der TUI Group. Verant­wortlich fürdas Ressort Personal

Frau Eller, welche Job-Perspektiven bietet die TUI Group?

Die Karrieren sind so vielfältig wie es TUI ist. Wir sind eine Top-Marke, nah am Kunden, sehr international und sehr emotional vom Produkt. Kreative Marketing-Professionals finden hier viel Raum, wenn es um Kampagnen oder CRM geht. Wir werden immer digitaler, haben die Blockchain-Technologie eingeführt. IT-­Entwickler, Risk-Manager, Mathematiker und Yield-­Manager haben TUI bei ihrer Berufs- und Karriereplanung zunächst vielleicht gar nicht im Blick. Wir sind gleichzeitig Fluggesellschaft und Hotelbetreiber, haben Kreuzfahrtschiffe und Reiseveranstalter unter unserem Dach. TUI ist in mehr als 100 Destinationen der Erde präsent, wir müssen bei geopolitischen Risiken schnell entscheiden – für unser Geschäft und im Sinne der Kunden. Aufgrund dieser Vielfalt, der strategischen Herausforderungen und der Internationalität ist TUI in der Konzernzentrale wie in den operativen Gesellschaften ein hoch attraktiver Arbeitgeber. Wir suchen heute verstärkt auch außerhalb der klassischen Touristikberufe. Für Mitarbeiter in klassischen touristischen Berufen, auch vor Ort in den Zielländern, wollen wir natürlich die erste Wahl als Arbeitgeber bleiben.

TUI wird vor allem mit Strand und Kreuzfahrten verbunden, weniger mit Programmiersprache und Apps, oder?

Unsere Vision heißt: Think Travel, Think TUI. Natürlich suchen wir Menschen mit einer Leidenschaft fürs Reisen – die mit einer Leidenschaft für das Digitale zusammengeht. Als führender Tourismuskonzern bieten wir Berufe entlang der gesamten touristischen Wertschöpfungskette. Wir suchen Profis für Urlaub – in den touristischen Berufen, aber immer mehr auch die Datenanalysten und Digitalstrategen. Deshalb heben wir als Arbeitgebermarke in Zukunft die digitale Komponente unserer Unternehmens-DNA stärker hervor. Der neue Auftritt wird derzeit in 14 europäischen Märkten ausgerollt. Mit modernen und überraschenden Illustrationen sprechen wir die an, die mit uns die digitale Transformation der TUI gestalten wollen.

Strahlt die neue Kampagne auch in das Unternehmen?

Hoch motivierte und qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben uns zu dem gemacht, was wir sind: die Nummer 1 der Touristik. Der neue Arbeitgeberauftritt spiegelt diese gemeinsame Leistung wider, soll aber auch für zukünftige Herausforderungen, insbesondere auf dem Feld der Digitalisierung, motivieren. Wenn wir unseren Kunden ein digitales TUI-Erlebnis bieten wollen, müssen wir auch im Unternehmen digitaler werden. Wie wir zusammenarbeiten, wie wir Entscheidungen treffen, wie unsere Büros gestaltet sind – hier haben wir etwas verändert und werden weitere Veränderungen anstoßen, um fit für die Zukunft zu sein. Mobiles Arbeiten gehört dazu, auch mehr Arbeitszeit- und Arbeitsplatzsouveränität. In den Landeszentralen in Schweden und den Niederlanden haben wir sehr moderne Bürolandschaften, technisch top ausgestattet, viel Kommuni­kation, weil sich die Mitarbeiter begegnen und keine formalen Verabredungen mehr treffen müssen. Das setzt Kreativität frei, bringt Motivation. So wollen junge Menschen arbeiten – und ehrlich gesagt, ich auch. Ich schöpfe Kraft, wenn ich mit den Mitarbeitern zusammenkomme, direkt im Projekt bin, an ihren Diskussionen teilhabe. Das ist in offenen, modernen Umgebungen viel einfacher.

Wie stellt TUI sicher, dass die Mitarbeiter im Unternehmen bereit für die digitale Transformation sind?

Jeder Markt ist anders. In den skandinavischen Ländern ist der Lebensalltag viel digitaler als in Deutschland. Man kauft die Brötchen und bezahlt mit dem Handy, die Behördengänge sind online. In Deutschland ist das in der Fläche noch undenkbar. Deshalb sind auch die verschiedenen Unternehmensbereiche in dieser Frage derzeit unterschiedlich weit. Mich hat die „Digital Safari“ für die Kolleginnen und Kollegen in Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland überzeugt. Alle Mitarbeiter konnten vor Ort digitale Tech­nologien testen oder sie sich von Experten erklären lassen. Manche Entwicklungen werden kommen, andere nicht. Aber es ist wichtig, sich damit zu beschäftigen. Jeder konnte bei der „Digital Safari“ sein „Lerntempo“ selbst bestimmen. Aber am Ende hatten alle ein Grundverständnis davon, was auf uns als Unternehmen und auf jeden einzelnen Mitarbeiter zukommt. Und ich bin überzeugt: Das ist ein sehr guter Ansatz.

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Audit
Bei einem Audit wird überprüft, ob Prozesse, Anforderungen und Richtlinien die geforderten Standards erfüllen. An Bord kann es sich hierbei zum Beispiel um Umwelt- und Sicherheitsstandards handeln.
Backbordtonne
Backkbord- und Steuerbordtonnen sind Seezeichen der internationalen Seeschifffahrt. Sie markieren die Fahrwasser und unterscheiden sich in Form und Farbe. Kapitäne können so erkennen, an welcher Seite sie ein Seezeichen passieren müssen, um im Fahrwasser zu bleiben.